«Stop Killing Games» — was ist diese Bewegung und wie könnte sie die Gaming-Industrie für immer verändern

Am 31. Juli endet die Frist für die Sammlung von Unterschriften für die europäische Bürgerinitiative „Stop Destroying Videogames“. Wenn bis dahin eine Million Bürger aus EU-Ländern unterschreiben, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Union ein neues Gesetz zum Schutz der Verbraucherrechte verabschiedet. Die Organisatoren der Bewegung „Stop Killing Games“ wollen sicherstellen, dass Gamer Zugang zu gekauften Spielen behalten — selbst wenn Publisher oder Entwickler plötzlich beschließen, die Unterstützung für ihr Produkt vollständig einzustellen. Lassen Sie uns näher betrachten, mit welchen Konsequenzen Spieler rechnen müssen, wenn die Initiative erfolgreich ist.

Worum geht es bei „Stop Killing Games“ wirklich

Es gibt eine überraschend große Verwirrung rund um die Bewegung, da viele Menschen entweder den Zweck nicht vollständig verstehen oder die Kernbotschaft zu locker interpretieren. Um denselben Fehler zu vermeiden, ist es besser, einfach eine kurze Zusammenfassung von der offiziellen Website zu zitieren, die die Kernidee der Initiative erklärt:

„Stop Killing Games“ ist eine Verbraucherbewegung, die die Rechtmäßigkeit von Publishern herausfordert, Videospiele zu zerstören, die sie an Kunden verkauft haben. Eine zunehmende Anzahl von Videospielen wird effektiv als Waren verkauft — ohne angegebenes Ablaufdatum — aber so gestaltet, dass sie sofort unspielbar sind, sobald die Unterstützung des Publishers endet. Diese Praxis ist eine Form der geplanten Obsoleszenz und schadet nicht nur den Kunden, sondern macht die Erhaltung effektiv unmöglich. Darüber hinaus ist die Rechtmäßigkeit dieser Praxis in vielen Ländern weitgehend ungetestet.
Screenshot von The Crew

Die Bewegung wurde von YouTuber und Videoblogger Ross Scott gegründet, der vor allem für seinen YouTube-Kanal Accursed Farms bekannt ist. Er wurde inspiriert, die Initiative im April letzten Jahres zu starten, als Ubisoft plötzlich die Server für The Crew herunterfuhr und das Spiel vollständig aus dem Verkauf nahm.

Ross Scott bewarb „Stop Killing Games“ durch seine Videos und startete mehrere Petitionen, die an die Europäische Union, das britische Parlament und andere Institutionen gerichtet waren, in der Hoffnung, dass große Länder regulatorische Gesetze zum Schutz der Rechte der Gamer einführen würden. Von all den Petitionen hat derzeit nur die europäische Bürgerinitiative eine echte Chance auf Erfolg. Wenn sie jedoch durchkommt und ein neues Gesetz entwickelt und verabschiedet wird, wird dies die gesamte Gaming-Industrie betreffen — nicht nur in der EU. Publisher müssten sich an zukünftige europäische Vorschriften halten, wenn sie in einem so lukrativen Markt bleiben wollen.

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Unterstützer von „Stop Killing Games“ sind unzufrieden mit der aktuellen Formulierung in vielen Endbenutzer-Lizenzvereinbarungen (EULA), denen Gamer beim Installieren eines Spiels zustimmen. Zum Beispiel enthält die Ubisoft EULA die folgende Klausel:

Wir können Server und den Zugang ohne Vorankündigung deaktivieren, und Sie erhalten keine Entschädigung, selbst wenn Sie das Spiel gekauft haben.

Ähnliche Klauseln finden sich in den EULAs anderer Unternehmen, wie Blizzard. Verständlicherweise sind die Menschen empört über die Tatsache, dass der Kauf eines Spiels keinen lebenslangen Zugang garantiert — und dass es kein "Ablaufdatum" gibt, das irgendwo erwähnt wird. Man weiß einfach nicht, ob man ein Jahr, fünf Jahre oder zehn Jahre spielen kann. Mit anderen Worten, Gamer bezahlen für ihre Kopie, riskieren aber jederzeit, sie vollständig zu verlieren, wenn der Support eingestellt oder die Server abgeschaltet werden. Dies widerspricht der eigentlichen Idee des Eigentums, da Käufer im Wesentlichen eine Lizenz zur Nutzung des Spiels erhalten, nicht tatsächliches Eigentum.

Die Existenz dieses Problems ist schwer zu leugnen. Abgesehen von The Crew gab es andere Fälle, in denen Spieler den vollständigen Zugang zu ihren Spielen ohne Rückerstattungsoption verloren haben. Zum Beispiel konnten die Spieler nach dem kommerziellen Misserfolg von Babylon's Fall und der Serverabschaltung nicht einmal mit dem Einzelspielerinhalt fortfahren. Ein weiteres Beispiel ist, wie Gearbox den Support für Battleborneingestellt hat, wodurch der Solo-Inhalt unzugänglich wurde. Und ja, es gab keine Rückerstattungen für Skins oder Mikrotransaktionen.

Was das neue Gesetz ändern könnte

Derzeit sind die Hauptwege, um Spiele zu bewahren, der Kauf physischer Kopien oder der Rückgriff auf Piraterie. Die erste Option ist fehlerhaft, da nicht alle Spiele von Anfang an ohne zusätzliche Downloads funktionieren, und die zweite ist illegal. Und selbst physische Discs helfen wenig, wenn es um rein online-basierte Projekte geht.

Die Teilnehmer von "Stop Killing Games" hoffen, eine Regelung zu etablieren, die Verlage und Entwickler dazu verpflichtet, Wege zu finden, ihre Spiele in einem spielbaren Zustand zu halten. Kritiker der Bewegung interpretieren dies manchmal fälschlicherweise als unrealistische Forderung nach ewiger Unterstützung, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Hier ist erneut ein direktes Zitat von der offiziellen Seite:

Wir sind dafür, dass Verlage den Support für ein Spiel beenden, wann immer sie es wünschen. Was wir verlangen, ist, dass sie einen Lebenszyklusplan umsetzen, um das Spiel zu modifizieren oder zu patchen, sodass es auf den Systemen der Kunden ohne weitere Unterstützung des Unternehmens funktionsfähig bleibt. Wir sind uns einig, dass es unrealistisch ist, von Unternehmen zu erwarten, dass sie Spiele unbegrenzt unterstützen, und plädieren in keiner Weise dafür. Darüber hinaus gibt es bereits reale Beispiele von Verlagen, die den Support für rein online-basierte Spiele verantwortungsbewusst eingestellt haben, wie zum Beispiel:

  • 'Gran Turismo Sport', veröffentlicht von Sony
  • 'Knockout City', veröffentlicht von Velan Studios
  • 'Mega Man X DiVE', veröffentlicht von Capcom
  • 'Scrolls / Caller's Bane', veröffentlicht von Mojang AB
  • 'Duelyst', veröffentlicht von Bandai Namco Entertainment

Erfolgschancen

Bis vor kurzem schienen die Erfolgschancen der Europäischen Bürgerinitiative, die erforderliche Anzahl an Unterschriften zu erreichen, eher düster. Einerseits hatten Ross Scott und seine Unterstützer das Unmögliche geschafft: Nach einem Jahr harter Arbeit hatten sie fast eine halbe Million Unterschriften gesammelt. Andererseits war bis Mitte 2025 der Fortschritt ins Stocken geraten. Denken Sie daran: Die Frist ist der 31. Juli, und sie benötigen eine Million.

Am 23. Juni veröffentlichte Ross Scott ein Video, in dem er im Wesentlichen das Scheitern der Bewegung eingestand. Dieses Video stellte sich als Wendepunkt heraus: Große YouTuber wie PewDiePie und MoistCritical wurden aufmerksam, ebenso wie leidenschaftliche Spieler-Communities auf Plattformen wie Reddit. Die Initiative „Stop Killing Games“ explodierte im Gaming-Diskurs und dominiert ihn weiterhin — bis zu dem Punkt, an dem zum Zeitpunkt des Schreibens die Anzahl der Unterschriften 800 000 überschritten hat . Wenn dieses Tempo anhält, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass die Initiative erfolgreich sein wird.

***

Die Bedeutung von „Stop Killing Games“ ist schwer zu überschätzen. Wenn die Initiative durchkommt, wäre das ein großer Gewinn für die Verbraucher. Spiele werden nicht mehr „sterben“, nur weil Server abgeschaltet werden — Verlage werden verpflichtet sein, Offline-Modi anzubieten oder Wege zu finden, um das Spiel funktionsfähig zu halten. Ein Spiel zu kaufen wird nicht mehr wie Mieten sein — es wird echtes Eigentum werden. Es würde auch der digitalen Erhaltung zugutekommen und helfen, sicherzustellen, dass ältere Spiele nicht spurlos verschwinden. Bedenken Sie jedoch, dass laut Ross Scott selbst zukünftige Regelungen nicht rückwirkend gelten und nur kommende Projekte betreffen werden.

Aber was denken Sie? Wie fühlen Sie sich über eine Bewegung wie diese? Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren.

Should gamers have the right to own purchased games permanently?

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